… so lautete der Titel der Masterthese meiner Frau. Es ging um den Moment, an dem heilsame, sich sammelnde, reflektierende Stille in der Musiktherapie beendet wird, um mit neuer Kraft ins Reden und ins Leben zu kommen.

Einen solchen zutiefst spirituellen Moment durfte ich neulich im Gottesdienst erleben.
Der Hobby-Organist, der sich für diesen Gottesdienst, gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt, vorbereitet hatte, teilte mir am Ende der Woche mit, dass er kein Postludium mehr hatte vorbereiten können. Als Gottesdienstleiter versuchte ich ihn zu entlasten, in dem ich ihm versicherte, dass ich eine Alternative finden würde. Ich fand keine.
Stattdessen hatte ich mir vorgenommen, nach dem Segen zu einen Moment der Stille einzuladen, des Innehaltens, des Nachsinnens. So hatte ich es auch dem Organisten kommuniziert. Der Gottesdienst war inspirierend, die Predigt sehr persönlich, die Lieder waren verklungen. Der Segen wurde gesprochen. Und dann – die Stille…
Ich bete in einer Gemeinde an, in der es doch häufig unruhig ist. Kinder, deren Lebendigkeit sich schwer „schalldämmen“ lässt, ausländische Gäste, denen ein Nachbar leise übersetzt, Gottesdienstbesucher, deren Bedarf sich mitzuteilen einfach zu stark ist. Stille… Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Meine Gemeinde hat mich da echt überrascht. Wie kommt man da wieder heraus, ohne den geisterfüllten Raum zu stören?
Dann ein Ton von der Orgel - fast suchend - und noch ein Ton, Töne, die sich zu einer Melodie zusammengefügt haben... "Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen.” Es kommt ja doch ein Postludium! Und das Lied bricht nicht in die Stille hinein, wie ein Feuer oder Sturm, sondern war wie ein sanftes Sausen ... „lachen oder weinen wird gesegnet sein“ singt mein Herz das Lied mit, denn ich kenne den Text „by heart“, wie die Engländer sagen. Und Tränen laufen mir über das Gesicht … dieser Ton, diese Melodie, dieser Text … aus der Stille heraus ... Augenblick der Gnade.
Solche Augenblicke der Gnade zu erleben und wahrzunehmen ist Anliegen der Gebetsoase. Man kann sie nicht „machen“, aber darf sie dankbar empfangen, aus der Stille zurückkehren zur Sprache, zur Bewältigung der Nöte oder auch „nur“ des Alltags. Musik kann da eine Brücke bilden, wie die kleine Begebenheit am Ende eines Gottesdienstes illustriert. „Bridges“ ist übrigens gerade das Thema der Europäischen Konferenz für Musiktherapie in Hamburg, bei dem sich meine Frau gerade neu inspirieren lässt, während ich diese Zeilen schreibe.