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Brunnen - pixabay

Als wir den Blog www.staunen-und-stolpern.de entdeckten, haben wir die Autorin umgehend angefragt, ob sie auch mal etwas für die Gebetsoase schreiben würde. Hier ein Beitrag - leicht überarbeitet - aus ihrem Blog.

 

Herr, ich brauche

Wenn es mir gut geht und ich genug zu tun habe, ist Gott ganz schnell „weg“ und außen vor.

Im Moment füllen mich die Gedanken an den bevorstehenden UrlaubInzwischen ist der Urlaub Geschichte - legendäre Geschichte, mit vielen Geschichten, die auf Stephanies Blog zu finden sind. und an das, was bis dahin noch zu erledigen ist: die Nachbarin wegen den Blumen fragen, die Rückbuchung auf dem Konto prüfen, noch mal Wäsche waschen, den letzten Einkauf machen, an das Potluck in der Gemeinde denken … Nur nichts vergessen!

Und dabei Gott vergessen.

Offiziell habe ich Gott nicht vergessen, denn ich sitze zu meiner Stillen Zeit an Ort und Stelle. Aber meine Gedanken sind woanders; sie flitzen zwischen tausend Dingen hin und her. Eigentlich könnte ich die Zeit mit Gott dafür nutzen, Gott alles hinzuhalten. Aber irgendwie schaffe ich das nicht. Und denke sogar noch: ‚Wie schade!‘

Will ich wirklich bei Gott sein – oder lieber losstürzen und meine Liste abarbeiten? Schon manchmal habe ich gedacht: ‚Hinterher hast du Ruhe. Dann kannst du ja …‘ Doch hinterher wird es selten. Und Zeit mit Gott ist nun mal genau das: Anhalten. Gerade im Trubel.

Anhalten. Ich sehne mich danach, aber ich tue es oft nicht. Ich traue mir nicht, meinen Lauf zu unterbrechen, Dinge einfach liegen und Zeit verstreichen zu lassen. Warum? Was verpasse ich außer Stress?

Mein Blick fällt auf die pinke Karte vom Gemeindewochenende neulich. Ironischerweise habe ich sie selbst gemacht. Auf der Vorderseite rechts unten ist eine Grafik zu sehen: ein leerer Teller mit Besteck. Auf der Rückseite steht: „Herr, ich brauche … Deck du mir deinen Tisch.“

Herr, ich brauche. Deck du mir deinen Tisch.

Vielleicht ist es ein größeres Kunststück als ich oft meine, ganz bei Gott zu sein. Manchmal denke ich, mit ein bisschen Disziplin und gutem Willen …  Doch es gehört mehr dazu. Die Karte hat mich erinnert.

Ich bin so gestresst, weil ich schaffen will, weil alles klappen soll, ich nichts vergessen darf – und auf der anderen Seite ist Gott, der um alles weiß und alles mit mir gemeinsam tragen will.

„Herr, ich brauche.“ Es fällt mir schwer, Gott einfach zu sagen, was ich brauche, wirklich brauche. Natürlich, ja, ich will an alles denken und alles schaffen. Aber eigentlich brauche ich doch ganz andere Dinge – Frieden, Halt, Zuversicht. Gott eben, mit all dem, was er ist.

Herr, ich brauche. Ich brauche deine Hilfe. Du sollst es machen, so war es abgemacht. Es soll nicht meins sein, sondern deins.

Wie schnell landen Sachen, die eigentlich auf Gottes Schoß gehören, auf meiner To-Do-Liste. Und wie schön ist es, sie auf Gottes Schoß zu legen, auch wenn alles in mir diskutiert. Herr, ich gebe es dir. Mach du!

Ich bin ruhiger geworden. Ich merke, es tut mir gut. Wie komme ich nur auf den Gedanken, es hinge alles von mir ab? Ja, es hängt einiges an mir, aber Rennen hilft auch nicht. Im Gegenteil, wenn ich im Stress bin, nehme ich buchstäblich jede Ecke mit. Die blauen Flecken auf meinen Oberschenkeln zeugen davon. Keine Zeit für Kurven.

Herr, ich brauche dich. Ich brauche die Kurve zu dir. Lass sie mich wollen, lass sie mich kriegen. Gib mir die Verwegenheit, mir Zeit für dich zu nehmen, in deine Ruhe einzutauchen. Denn du bist doch der Herr.

Stephanie Kelm (www.staunen-und-stolpern.de)