Die dunkle Jahreszeit zeigt sich nicht nur in späteren Sonnenaufgängen. In den letzten zehn Tagen erreichten uns vier Todesnachrichten.

Der Mentor in meinem pastoralen Anfangsdienst und langjährige hochgeschätzte Kollege in der Krankenhausseelsorge verstarb in hohem Alter nach langer Demenzerkrankung. Ein Kollege von Claudia, den ich durch PREPARE/ENRICH auch kannte, verstarb im Alter von 67 Jahren und hinterlässt eine Witwe mit zwei kleinen Kindern. Die Todesnachricht von jemandem aus der Gemeinde, in der ich viele Jahre "zu Hause" war, erwischte mich kalt. Er war 73, sein Tod kam völlig unerwartet. Und schließlich die Tochter einer Cousine in den USA. Sie hatte als Kind Krebs besiegt, benötigte in Folge als Jugendliche eine Herztransplantation und ist nun nach schwerem Kampf, einschließlich ECMO (Erinnerungen an die Corona Pandemie kommen bei mir hoch) mit 23 Jahren gestorben. Ihre letzten Tage waren ein Ringen und Beten in aller Öffentlichkeit in den sozialen Medien. 

Ich habe viel geweint in diesen Tagen. Der Tod berührt. Das Thema "Tod und Sterben" ist mehr als nur die Erinnerung an liebe Menschen, mehr als die Erinnerung an die eigene Sterblichkeit - schwer genug, je älter wir werden. Der Gedanke an den eigenen Tod beinhaltet auch die Sorge um jene, die weiterleben und damit fertig werden müssen. Und ich denke auch an die Ukraine, an Israel, an Gaza. Aber mit dem Tod stellt sich auch die Frage nach Gott, nach dem "Sinn" des Leidens, die Frage nach Gebet und Fürbitte - wenn sie doch unbeantwortet zu bleiben scheinen.

Wenn mir die Worte fehlen, brauche ich manchmal Lieder. In den sozialen Medien habe ich Stunden vor dem Tod der Tochter meiner Cousine die ersten beiden Strophen von "Jesu, meine Freude" gepostet. "Ach, wie lang, ach lange..." heißt es darin. Die letzte Strophe hatte ich nicht gewagt zu posten - könnte doch die Formulierung denen, die Gott lieben, muss auch ihr Betrüben lauter Freude sein höchst missverständlich sein. Und doch ist es wahr: 

trotzig-traurig-tröstend.  

Meine Erschöpfung ist zum Greifen - nicht nur wegen der Todesnachrichten. Die Gründe sind vielfältig und haben mich gerade aus dem Verkehr gezogen. Aber ich will meinen Blick nicht abwenden vom Freudenmeister, von dem, der selbst gelitten hat. Ich mag an ihm festhalten, ihn verkünden, von ihm singen. Auch im Leide. Gerade dann.